Dienstag, 10. Mai 2011

just the way you are

Aufrecht sitzt sie da,
ihre dünnen Finger umschließen die heiße Kaffeetasse, ihre Zähne klappern.
Niemand im Raum friert, außer ihr, obwohl sie die wärmsten Sachen trägt.
Sie braucht eine Pause.
Eine Pause von dem langen, erschöpfenden Gang.
Ihr Magen beschwert sich leise, denn er hat seit einer Woche nichts mehr bekommen außer Kaffee.
Kaffee, stilles Wasser und Diätcola. Das ist keine Mahlzeit, davon wird man nicht satt. Auch nicht wenn man die Getränke löffelt, vorallem nicht wenn man den Duft von frischem Obst in der Nase hat.
Aber sie darf jetzt noch nichts essen. Noch nicht. Einen Tag länger noch durchhalten. Mindestens. Das schafft sie.
Denn sie will dünn sein, schön, graziös und elegant. Möchte leicht sein. Fliegen können. Wie ein Schmetterling, eine Feder.
Die Tasse ist leer. Ihr Blick fällt auf das Armband mit dem Anhänger, es erinnert sie immer an ihre Ziele. Motiviert sie. Was ist schon so schlimm? Dünn sein braucht keinen hohen Preis. Nein. Sie kann alles machen: ins Kino gehen, Fernsehen, shoppen, lesen, spazieren, lachen, Spaß haben. Alles. Alles was das Herz begehrt. Nur nicht essen. Aber essen begehrt der Körper. Ihr Körper ist doof. Sie hasst ihn, möchte daraus aussteigen und umherschweben. Denn wenn ihr Körper schöner ist, dünner, leichter dann bekommt sie schon einen Preis. Komplimente, neidische Blicke, bewundernde Blicke. All das kann sie gegen die gehässigen Kommentare und abschätzigen Blicke austauschen. Und sie wird endlich glücklich sein. Es ist ein langer Weg. Ein schwerer, gemeiner Weg mit vielen Hindernissen, aber keines ist unüberwindbar.
Bei diesen Gedanken überkam sie die Ohnmacht.

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