Montag, 20. Juni 2011

There's only so much you can take

Die Uhr über der Tafel tickt vor sich hin. Sekunden vergehen, ziehen sich in die Länge, werden zu Minuten. Es kann sich nur um Stunden dauern dann bin ich hier raus. Müde versuche ich meine Augen offen zu halten. Die letzte Nacht habe ich auf dem Klo verbracht, den Kopf über der Schüssel, die Zahnbürste im Rachen. Ich habe zwei Seiten geschrieben in Französisch. Die letzten beiden Aufgaben knapp bearbeitet, so gut wie es ging eben ohne zu lernen. Die erste konnte ich nicht. Failed, du fette Kuh. Egal wo ich hinblicke überall Köpfe, eifrig über Hefte gebeugt. Der Blick des Lehres fängt meinen auf, hält ihn fest, zeigt seine Enttäuschung, lässt mich wieder los. Entmutigt drehe ich den Kopf, blicke aus dem Fenster, dem leeren, freudlosen Schulhof entgegen. Das Ticken der Uhr dröhnt unermüdlich laut in meinen Ohren. Wann kann ich endlich diesen Raum verlassen?
Püntklich beim Klingeln packe ich meine Sachen, stehe auf, lege das Heft aufs Pult und gehe. Ich bin die erste die abgibt, die anderen schreiben weiter. Unermüdlich. Ich überlege was ich jetzt machen soll. Nehme mein Fahrrad, fahre in die Stadt. Gleich hätten wir Mathe das würde ich nicht aushalten. Nicht heute, nicht jetzt. Nicht in diesem engen Raum mit meiner Fettheit und den Blicken. Vor dem Lebensmittelladen halte ich an. Schließe mechanisch mein Rad ab, nehme meine Tasche, folge dem gepflasterten Pfad ins Ladeninnere. Fange Blicke auf. Neidische Blicke, trostlose, mitleidige. Was ist nur heute? Hab ich i.wo einen Fleck? Ich schaue an mir herunter kann aber nichts auffälliges entdecken. Die gelbgrünen Türen öffnen sich automatisch und lautlos. Meine Hülle schlüpft hindurch, meinem Verlangen hinterherhechtend das schon längst vor dem Kühlregal wartet. Der grüne Korb drückt in meine Armbeuge. Ich lege einen Kuchen hinein, Verzierung, Spagetthi, geriebenen Mozarella 45% fett. Eine Packung Schokokekse. Ein Kaffee latte Karamel. Dann komme ich an das umumgängliche Regal. Nehme die Abführmittel. Lege sie dazu. Auf meinen Haufen Dreck, der aus Hass und Abscheu besteht. Und aus Liebe und Verlangen. Stelle mich an die Schlange in der Kasse an. Warte. Bezahle. Über 17 €. Nur für Hass und Abscheu. Und Liebe. Und Verlangen. 2 gegen 2. Es gewinnt niemand. Unentschieden. Ich hätte für 17€ lieber einen Schal kaufen sollen brüllt mich die Stimme an, aber ich beachte sie nicht. Bin stark genug sie zu überhören. Gehe zum Bäcker. Ein Schokocroissant, eine Käsestange mit Tomaten. 3€. Futsch, einfach so, in meinem Magen verschwunden und später ausgekackt. davon hättest du drei Packungen Kaugummi kaufen können und hättest noch was übrig gehabt. Die Stimme wird immer wütender. Und ich immer ruhiger. Mit jedem Schritt, jeder Bewegung die ich mache. Ich bin nicht mehr ich selbst. Zu Hause schließe ich die Tür auf, gehe in mein Zimmer schließe ab. Esse 10 Abführkapseln. Dann tapse ich die Treppe runter in die Küche. Mache die Rollos runter, damit niemand außer mir Zeugen meiner Sünden wird. Ich fange an das Wasser für die Nudeln zu kochen. Reiße die Packung Kekse auf, verschlinge ein paar und gehe dann zu den Sachen vom Bäcker über. Vor mir auf dem Boden liegen Packungen, wild zerstreut. Das Wasser kocht jetzt. Ich schütte die Nudeln hinein. Während des Fressens bin ich halbswegs glücklich. Ich weiß nicht warum. Ich könnte singen vor Freude darüber dass ich die Stimme überliste. Aus meinem Mund quellen glockenhelle Töne. Mean von Taylor Swift. Wie komme ich denn jetzt darauf. Dann Dear John, auch von ihr. Ich stopfe weiter. Es fühlt sich an als fräße ich schon seit Stunden, aber es handelt sich um nicht mehr als ein paar Minuten. Die Uhr lügt nicht. Dann ist alles weg. Träge schleppe ich mich auf mein Bett. Schmeiße die anderen Abführkapseln ein. Hab dreißig gegessen heute. Die Dosis für drei Tage. und noch nichts getrunken heute. Hoffentlich reicht das.
 

So, das geilste kommt jetzt. Seht ihr das Mädchen auf dem Bild da? Wie findet ihr sie? Ihr denkt doch das wäre ein ganz normales Thinspo oder? Ist es aber nicht. Ich kenne das Mädchen. Sie geht in meine Klasse. Es ist A. Die, die ich so sehr hasse. Geil, was? Jetzt wisst ihr vllt warum ich einen solchen Hass zu ihr empfinde. Das ist ihr Profilbild auf Facebook. Sie hatte vorher schon immer schöne, aber das hat wirklich alles übertroffen. Mein Hass ist zu einem Meer geworden. Du solltest aufpassen auf dich meine Hübsche. Nicht, dass i.wann ein kleines hässliches Entlein angewatschelt kommt und dir mitten ins Gesicht kackt. Vor allem nach dem was du heute gesagt hast.

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