Sonntag, 5. Juni 2011

1000 Worte. eine Berührung

Regen. Ich frag mich wie lange noch. Seit einer Ewigkeit prasselt er auf das Fenster. Donnergrollen, in weiter Ferne noch. Es kommt näher. Helle Blitze tauchen mein Zimmer sekundenlang in gespenstisches Licht. Stille. Nur sekundenlang. Ich zähle 1..2..3..4. Ein lautes Krachen durchbricht die Stille, erschrocken fahre ich zusammen. Dann wieder alles ruhig. Es dauert fast eine Unendlichkeit. Ich will schlafen, verdammt. Der nächste Blitz, der nächste Donner. Ich höre nicht mehr richtig hin, bin eingewickelt in weiche Watte, schirme mich ab von der Welt da draußen. Tapse hinunter, die schmale Treppe. Meine Füße sind nackt, suchen den Weg in die Küche. Alles ruhig, alles still. Suche den Lichtschalter. Jetzt kann man von draußen hineinsehen ohne selbst gesehen zu werden. Ein Schauer läuft über meinen Rücken. Die Vorstellung macht in mir ein mulmiges Gefühl breit. Ich nehme eine Tasse aus dem Schrank. Fülle sie mit klarem Wasser. Umklammere sie mit beiden Händen, halte mich daran fest, halt suchend. Minutenlang stehe ich so da. Wenn jetzt jemand hineinsieht wird er nur meine Hülle sehen. Ein kleines, hilfloses Mädchen. Ganz allein. Ich trinke einen Schluck, das Wasser rennt kalt meine Kehle hinunter, ich will noch mehr, meine Lungen schreien, habe ich sie doch den ganzen Tag nicht gestillt. Ich wollte Leiden, wollte den Durst spüren, doch jetzt halte ich es nicht mehr aus. Ich trinke und trinke, doch das Gefühl geht nicht. Es bleibt. Ich will noch mehr. mein Bauch bläht sich auf und gluckert. Bah! Ich höre auf. Gehe die Treppe wieder hinauf in mein Zimmer, setze mich aufs Bett und schaue aus dem Fenster. Wie die Nacht davor, und die davor. Wie lange habe ich schon nicht mehr richtig geschlafen? - Ich weiß es nicht. Aber es ist auch egal, solange ich so da sitze kommt die Stimme mir nicht zu nah. Solange das kleine Licht brennt und meinem Zimmer einen rosanen Glanz verleiht. Ich nehme den Block, fange an zu schreiben, meine Finger fliegen über das Papier, mein Kopf formt neue Ideen, wie ganz von selbst entsteht Geschnörkel. Das Blatt ist voll. Schon bald ist der Block leer geschrieben, der Kugelschreiber gibt auch langsam seinen Geist auf. Mein Blick fällt auf den kleinen Wecker. Es ist schon fast morgens. Wie lange habe ich hier gesessen. Ich lege mich hin, falle in einen unruhigen, traumlosen Schlaf und erwache am Morgen wie gerädert. Alltag.

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