Freitag, 3. Juni 2011

eisige stille

es ist jeden tag das gleiche. ich möchte aufhören, diesem schrecklichen loch entkommen in das ich gefallen bin, um mich herum alles schwarz. über mir, alles grau. eine millionen meilen weit entfernt sehe ich ein kleines licht. ein sonnenstrahl, ein sternenfunkeln, das aufblitzen der runden scheibe des mondes. sehnsüchtig schaue ich hinauf. male mir aus wie schön es wäre für immer dort oben zu sein. oben, wo es hell und lebendig ist. mal fange ich an, die erde unter meinen füßen auszugraben um mir eine leiter nach oben zu bauen, damit ich endlich das licht berühren kann. ich strecke die hand aus, meine fingerspitzen verlieren sich im nebligen grau. dann. ich sinke tiefer, meine fingerspitzen sind kaum mehr erkennbar, ein kleiner schwarzer schatten. jetzt ist wieder alles schwarz, alles um mich herum, über mir. das licht ist verschwunden. das hoffnungsfünkchen in meinem herzen ausgelöscht. ich hab zu viel erde ausgegraben um meine treppe nach oben zu bauen. will immer zu viel auf einmal. gefangen im erdloch. von vorne schiebt sich eine dolchspitze durch meine gefängniswand aus erde, drängt mich zurück, mein rücken an die wand gedrückt sitze ich so da. eisige stille umgibt mich. ich will schreien, laut, so laut ich kann damit mich jemand hört, aber ich kann nicht. die schwärze füllt meinen mund, meine seele, lässt keinen laut nach außen dringen. in mir drin, brodele ich, ich kann nicht überkochen, die schwärze verhindert es. dann. mein blick fällt auf den dolch. der einzige ausweg? ich frage nicht weiternach. ich strecke meinen arm aus. rotes blut tropft, auf meine fußspitzen. der erlösende schrei, der schmerz durchflutet meinen körper. es tut gut. so verdammt gut. noch einmal, und noch einmal. ich weiß dass das schlecht ist, aber ich kann einfach nicht widerstehen. das blut trocknet langsam, ich mache mir nicht die mühe es abzuwaschen. ich sehe dabei zu wie es eine rote linie hinterlässt als es meinen arm hinunterläuft. sehe dabei zu, als ob es normal wäre. aber ich weiß, dass es nicht normal ist. kein normaler mensch würde sich absichtlich wehtun. das ist mir klar. trotzdem tue ich es, denn ich bin nicht normal. auch das ist mir klar. das blut ist getrocknet. dunkelrotes blut. krustig sitzt es auf meinem arm, meinem bein. lacht mich hämisch aus, dafür dass ich es an die oberfläche gelassen habe. sagt mir auf den kopf zu, dass ich verrückt bin. ich bin wütend. wütend auf mich, auf das blut, auf die ganze situation. ich fange an auf mich einzuschlagen, meine fetten beine, in den bauch, krümme mich vor schmerz. ein schlag in den leeren magen schmerzt doppelt so doll. dann auf mein gesicht, diese hässliche, verlogene fassade. am nächsten tag werde ich blaue flecken haben, das weiß ich. die anderen werden besorgt fragen was ich gemacht habe. mir fällt schon eine lüge ein. ich werde lange sachen tragen müssen, damit sie die narben nicht sehen können. auch wenn 30 grad ist. musternde blicke. na und? all das ist mir egal in diesem moment. der moment für den ich mich später noch mehr hassen werde. tränen laufen meine wange hinunter. wollen mich trösten. salzige tränen bahnen sich ihren weg in die erde vor meinen füßen. ich blinzele sie weg. ich bin stark. und starke mädchen weinen nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen